Was ist „Made in Hattingen“? Ich suche die Waren aus der Heimat

„Made in Hattingen – Waren aus der Heimat“ ist der Titel der Sonderausstellung, die ich für das Jahr 2018 bei uns im Museum im Bügeleisenhaus am Haldenplatz Nr. 1 in Hattingen plane.


Vom 21. April bis 9. Dezember 2018 möchte ich Produkte in den Mittelpunkt der neuen Ausstellung stellen, die in den vergangenen 100 Jahren in Hattingen hergestellt wurden – oder noch immer hergestellt werden. Ich finden nämlich, dass die lokale Wirtschaftsgeschichte in Hattingen bisher noch nicht umfassend aufgearbeitet wurde. Deshalb blicken wir auf Waren aus Hattingen und stellen 50 Produkte und Produzenten vor, denn aus Hattingen kam schon immer mehr als Stahl und Rolltreppen.“

Zu den Waren, die ab Mitte April des kommenden Jahres im Museum im Bügeleisenhaus vorgestellt werden, zählen u.a. Senf, Kaffee, Brandwein, Traktoren, Nieten, Mieder, Seile, Stoffe, Briketts, Fußmatten, Ziegelsteine, Garne, Bücher und Eisenbahnreifen.

Wer sich mit Leihgaben aus Hattinger Produktion an der Ausstellung beteiligen möchte, wendet sich an den Heimatverein Hattingen/Ruhr – info@buegeleisenhaus.de oder 0175/4194195.

#MADEinHATTINGEN

Bügeleisenhaus: Ausstellung erinnert an jüdische Eigentümer

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden in Deutschland Synagogen zerstört und geschändet, jüdische Geschäfte und Wohnhäuser verwüstet. Jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger wurden misshandelt, ermordet und zu zehntausenden in Konzentrationslager verschleppt. So erging es auch Selma Cahn, die am am 7. Juli 1886 im Bügeleisenhaus das Licht der Welt erblickte.

Selma Abraham. Foto: Yad Vashem

Selma Abraham. Foto: Yad Vashem

Alfred Abraham. Foto: Yad Vashem

Alfred Abraham. Foto: Yad Vashem

Schon im Zusammenhang mit der Ausstellung “Hattingen hat jüdisches Leben – Religion im Alltag” im Herbst 2013 war es dem Heimatverein Hattingen/Ruhr gelungen, den letzten jüdischen Besitzern des Bügeleisenhauses ein Gesicht zu geben: Im Yad Vashem Archiv konnten Portraits von Selma Abraham, geborene Cahn, und ihres Mannes, Alfred Abraham, recherchiert werden, die  in der Sonderausstellung FACHWERK.1611 zur Geschichte des Bügeleisenhauses und seiner Bewohner zu sehen sind.

Amalie und Nathan Cahn. Foto: Stadtarchiv Hattingen

Amalie und Nathan Cahn. Foto: Stadtarchiv Hattingen

Porträts aus dem Yad Vashem Archiv

Selma Cahn und ihre Zwillingsschwester Johanna erblickten am 7. Juli 1886 als Töchter des jüdischen Metzgerehepaares Norbert ursprünglich Nathan Cahn (16.11.1846-26.03.1933) und Amalie, geborene Schmidt (30.05.1847-18.07.1940) im Haus Haldenplatz 340 (damalige Hauszählung) das Licht der Welt. Das Haus war seit dem 1. November 1856 im Besitz der Familie der Mutter: Selmas Großvater, Salomon Schmidt, hatte das Haus von dem Tuchmacher Franz Sintern erworben, umgebaut und im Erdgeschoss eine Metzgerei mit Privatschlachtraum, Wurstküche und Ladenlokal eingerichtet. Weiterlesen

DISLIKE mag das Fachwerk nicht: Neue Kunst am Bügeleisenhaus

Heute war ein ganz besonderer Samstag für mich und den Heimatverein: Am Museum im Bügeleisenhaus haben wir mit Unterstützung durch den Dachdeckermeisterbetrieb Hans Christoph Berster das erste öffentlich zugängliche Kunstwerk des Künstlers Stephan Marienfeld in Hattingen montiert. An der schwarz-weißen Giebelfassade unseres Fachwerkhauses von 1611 hängt jetzt ein großes gelb-grünes DISLIKE.

Stephan Marienfeld bei der DISLIKE-Montage am Museum im Bügeleisenhaus. Foto: Lars Friedrich

Stephan Marienfeld bei der DISLIKE-Montage am Museum im Bügeleisenhaus. Foto: Lars Friedrich

Ich bin gespannt, wann jetzt die öffentliche Diskussion um diese neue Kunst im öffentlichen Raum losgeht. Vorweg sei gesagt: Steuermittel wurden hierfür nicht ausgegeben! Egal welchen Verlauf die Diskussion nehmen wird – wir sind stolz, das Kunstwerk von Stephan Marienfeld bei uns am Haus zu haben (und ich finde, es hätte keinen besseren Platz in Hattingen finden können). Ausgezeichnet mit zahlreichen Kunstpreisen, befinden sich bereits viele Arbeiten Marienfelds in öffentlichen und privaten Sammlungen – so auch das Werk DISLIKE: Nationale und internationale Sammlungen und Kunsthäuser haben dieser Arbeit ein ‚like‘ gegeben und sie in ihren Bestand aufgenommen, so z.B. die Pinakothek der Moderne in München, das Museum Glaspalast in Augsburg, die Sammlung CALDIC/ Museum Voorlinden in Wassenaar, die BAYWOBAU in München, die Privatsammlung Ostermann in Witten. Weiterlesen

Brauchtum: Unser Altstadtfest

Mittelaltermarkt auf dem Kirchplatz in Hattingen. Foto: Lars Friedrich

Mittelaltermarkt auf dem Kirchplatz in Hattingen. Foto: Lars Friedrich

Nach drei Tagen Feststimmung in der Altstadt und einem „bunten Abend“ mir 3.000 Besuchern auf dem Kirchplatz forderten im Sommer 1975 Hattinger Bürger im Lokalteil ihrer Heimatzeitung: „Das erste Hattinger Altstadtfest sollte nicht das letzte sein.“ Und auch Bürgermeister Willi Brückner blickte am Montag, 14. Juli 1975, zufrieden auf das zurückliegende Wochenende zurück und ließ durchblicken: „Wir werden vermutlich auch im nächsten Jahr ein weiteres Altstadtfest durchführen.“ Aus diesem „vermutlich“ wurde schnell eine liebenswerte Tradition und im Jahr 2015 fand  nun schon das 41. Hattinger Altstadtfest statt. Weiterlesen

Texte wie brennende Kohle: Vor 50 Jahren starb O. Wohlgemuth

Wer kennt heute noch August Heinrich Gustav Otto Wohlgemuth? Fast scheint es, als habe seine Heimatstadt den Arbeiter- und Heimatdichter vergessen:  Ein kurzer Weg an der Nordstraße und sein Ehrengrab auf dem Kommunalfriedhof an der Waldstraße erinnern noch an den Bergmann, über dessen Texte der Literatur-Nobelpreisträger Gerhard Hauptmann (1862-1946) gesagt haben soll, der Hattinger habe eine Ausdrucksform gefunden, in der „etwas lodere wie brennende Kohle“.

Beisetzung von Otto Wohlgemuth am Mittwoch, den 18. August 1965, auf dem Kommunalfriedhof an der Waldstraße. Foto: Heimatverein

Beisetzung von Otto Wohlgemuth am Mittwoch, den 18. August 1965, auf dem Kommunalfriedhof an der Waldstraße. Foto: Heimatverein

Am Samstag, 15. August 2015, erinnert der Heimatverein Hattingen öffentlich an sein Ehrenmitglied Otto Wohlgemuth, der vor 50 Jahren im Bügeleisenhaus am Haldenplatz verstarb: Um 11.30 Uhr lege ich in meiner Funktion als Vereinsvorsitzender zusammen mit Bürgermeisterin Dr. Dagmar Goch an Wohlgemuths Ehrengrab auf dem Kommunalfriedhof einen Kranz nieder – ehemalige Knappen im Bergkittel halten, wie schon bei seiner Beisetzung, die Ehrenwache. Die kurze Gedenkveranstaltung ist öffentlich, Gäste sind willkommen.

Otto Wohlgemuths Geburtshaus an der Langenberger Straße 5. Foto: Werth/Sammlung Heimatverein

Otto Wohlgemuths Geburtshaus an der Langenberger Straße 5. Foto: Werth/Sammlung Heimatverein

Otto Wohlgemuth wurde am 30. März 1884 als sechstes von 13 Kindern einer Bergarbeiterfamilie in einem nicht mehr existierenden Fachwerkhaus an der Langenberger Straße in Hattingen geboren. Er verlebte seine Kinder- und Volksschulzeit in ärmlichsten Verhältnissen in Hattingen. 1898 zog die Familie ins benachbarte Linden um, wo Otto die Volksschule abschloss und eine Lehre als Former in der Wolffschen Eisengießerei begann. Bereits 1900 brach er die Lehre ab, um im besser bezahlten Bergbau auf der Zeche Friedlicher Nachbar zu arbeiten. Dies wurde für ihn in vielerlei Hinsicht ein prägender Lebensabschnitt: Er begann, eigene Erlebnisse in Wort und Bild auszudrücken. Parallel zu seiner Arbeit unter Tage schulte Wohlgemuth autodidaktisch seine dichterischen und künstlerischen Talente. Dies erschienihm als die einzige Möglichkeit, aus seiner Stellung heraus Zugang zum Bürgertum zu finden. Entsprechend dem bürgerlichen Bildungsideal setzte er sich mit klassischer Musik, Theater, Literatur und den großen Meistern der Kunst auseinander.

Wohlgemuth im Bügeleisenhaus. Sein Lehnstuhl wird derzeit in der Bergbnau-Ausstellung gezeigt. Foto: Heimatverein

Wohlgemuth im Bügeleisenhaus. Sein Lehnstuhl wird derzeit in der Bergbnau-Ausstellung gezeigt. Foto: Heimatverein

Wohlgemuth arbeitete bis 1923 als Bergmann, nur kurz unterbrochen von einer Tätigkeit als Bürogehilfe. 1923 gab er den Beruf des Bergmanns endgültig auf und fand in Gelsenkirchen-Buer eine Anstellung als Bibliothekar in der Stadtbibliothek. Am 1. Juni 1929 wurde er offizieller Leiter der Volksbücherei Gelsenkirchen. Seine  umfassende und anstrengende Tätigkeit für die Bibliothek, in der er auch Vorträge, Lesungen und Kunstausstellungen organisierte,ließ seine literarische Tätigkeit  vorübergehend in den Hintergrund treten. 

Das dichterische Gesamtwerk Otto Wohlgemuths umfasst Prosa und Lyrik. Dabei überwiegt der Anteil der aus eigenen Erlebnissen entstandenen Bergmannsgedichte bei weitem. Anschaulich und zuweilen pathetisch beschrieb der Bergmann in seinen Gedichten und kurzen Erzählungen die Gefahren und extremen Arbeitsbedingungen, denen die unter Tage tätigen Männer Tag für Tag ausgesetzt waren. Wohlgemuth wusste seine Leser besonders dadurch zu beeindrucken, dass er die Sprache der Bergleute kannte und sprach. Weiterlesen