Mit Costa bei Sissi im Achillion: Auf der AIDAvita in der Adria (2)

Das Meer glich einem großen Stück lichtblauen Glases,
und darauf ruhten wie unbeweglich die kleinen Schiffchen
mit den weißen und roten Segeln.

Kaiserin Elisabeth von Österreich
Korfu, 8. April 1895

Die ehemalige venezianische Villa Braila bei Gastouri, die Kaiserin Elisabeth zum Achillion umgestalten ließ. Foto: Lars Friedrich

Die ehemalige venezianische Villa Braila bei Gastouri, die Kaiserin Elisabeth zum Achillion umgestalten ließ. Foto: Lars Friedrich

Im Oktober war ich das erste Mal in Griechenland – mit der AIDAvita liefen wir Korfu, mit einer Größe von 585.312 km²  die zweitgrößte der ionischen Inseln und die siebtgrößte Insel Griechenlands, an. Korfu war die erste Station auf unserer Adria-Reise (Korfu – Bari – Dubrovnik – Zadar – Vendig) und die einzige Stadt auf unserer Kreuzfahrt, zu der ich kaum Zugang gefunden habe.

Gasse Nahe der Spiridon Kirche in Korfu-Stadt. Foto: Lars Friedrich

Gasse Nahe der Spiridon Kirche in Korfu-Stadt. Foto: Lars Friedrich

Kaiser Wilhelm ließ den heldenhaften Achilles aufstellen, um vom Hafen bereits seine Villa zu sehen. Foto: Lars Friedrich

Kaiser Wilhelm ließ den heldenhaften Achilles aufstellen, um vom Hafen bereits seine Villa zu sehen. Foto: Lars Friedrich

Schon vor Reiseantritt war für mich klar: wenn nach Korfu, dann auch ins Achillion – wegen Sissi! Schon 1888 hatte die österreichische Kaiserin Elisabeth in den Bergen nahe Gastouri, etwa sieben Kilometer südlich der Inselhauptstadt Korfu, in der Villa des Korfioten Petros Brailas-Armenis gewohnt und  Land und Klima schätzen gelernt. 1889 erwarb Kaiser Franz Joseph das alte Palais im venezianischen Stil, was aber wohl eine große finanzielle Belastung für den privaten Geldbeutel des Herrschers war. Das Gebäude wurde nach den Plänen des neapolitanischen Architekten Raffaele Carito im Stile der griechischen Architektur umbauen und sogar die Möbel wurden antiken Vorbildern nachempfunden. Letztlich stellte sie sich jedoch als sehr unbequem heraus und nur die für den Kaiser eingerichteten Räume wurden mit zeitgenössischen Möbeln ausgestattet. Doch der Kaiser besuchte seine Frau auf Korfu niemals und auch Sissis verlor bereits sechs Jahre nach Bauende 1891 ihr Interesse am Achillion. Nach Elisabeths Tod 1898 erbte Tochter Gisela das Anwesen und verkaufte es 1907 an den deutschen Kaiser Wilhelm II. (1859-1941), der bis 1914 fast jedes Frühjahr auf Korfu weilte und das Schloss zum Zentrum der europäischen Diplomatie werden ließ.

Am Vormittag kaum von Touristen besucht: Sissis Achillion. Foto: Lars Friedrich

Am Vormittag kaum von Touristen besucht: Sissis Achillion. Foto: Lars Friedrich

Die

Die „Säulenhalle der Weisen“ mit den Büsten von 13 antiken Philosophen und Shakespeare. Foto: Lars Friedrich

Klar, der herrschsüchtige deutsche Kaiser hatte einen ganz anderen Stil als die von ihm verehrte, depressive österreichische Kaiserin, und so ließ Wilhelm II. den Garten umgestalten und platzierte an die Stelle, an der Sissi die Statue des sterbenden griechischen Achilles des deutschen Bildhauers Gustav von Herter hatte aufstellen lassen eine überdimensionierte Statue des siegreichen Sagenhelden von Johannes Götz , so dass er bereits von seinem Schiff im Hafen aus die Speerspitze des Achilles über seiner Villa sehen konnte – und in der Tat: von den Terrassen des Schlosses aus blickt man über Korfu-Stadt und sieht die Schornsteine der Kreuzfahrtschiffe im New Cruise Port.

Auf Grund ihrer Form wird diese Insel vor Korfu

Auf Grund ihrer Form wird diese Insel vor Korfu „Mäuseinsel“ genannt – Taxifahrer machen hier indes mit einem Fotostop Mäuse. Foto: Lars Friedrich

Seit Ende des ersten Weltkrieges ist das Achillion griechisches Eigentum und kann als Museum seit 1962 besichtigt werden – wobei die Räume sehr leer wirken und nur wenige Möbel oder Kunstwerke aus der Zeit Elisabeths und Wilhelms noch erhalten sind. Trotz der umfangreichen Renovierungsarbeiten von 1994 (das Schloss wurde den Bedürfnisse jenes EU-Gipfels angepasst, auf dem die Beitrittsverträge mit Österreich, Schweden, Finnland und Norwegen sowie das Partnerschaftsabkommen mit Rußland unterzeichnet wurden) ist ein Besuch noch immer ein preiswertes Vergnügen (Eintritt 7,- €, Familienkarte 15,- €) – wenn man die selbstorganisierte Anreise nicht scheut. Wir haben uns gegen die von AIDA Cruise organisierte Bustour entschieden und am Hafen ein Taxi für drei Stunden gemietet (Kosten: 90,- € pro Wagen und bei 4 Personen fast 50% preiswerter als die AIDA-Tour, die für eine Stunde im Sissi-Schloss Station macht). Unser Fahrer Costa – wie sollte ein Grieche auch sonst heißen? – brachte uns gut gelaunt in die Berge nach Gastouri und nach einem Fotostop oberhalb der Mäuseinsel (im Vertrauen: darauf kann man gerne verzichten) wieder zurück in die Stadt, schwärmte recht laut und mit ausladenden Gesten trotz enger Gassen, schneller Fahrt und lauter Folklore, von Kanzlerin Angela Merkel und ließ uns an der Angst der Griechen vor muslimischen Einwanderern Teil haben.

Venezianisch? Französisch? Englisch? Griechisch? Korfu-Stadt hat viele Gesichter. Foto: Lars Friedrich

Venezianisch? Französisch? Englisch? Griechisch? Korfu-Stadt hat viele Gesichter. Foto: Lars Friedrich

Der Schutzpatron der Insel Korfu liegt in einem Raum der Spiridon Kirche, aufgebahrt in einem Sarg. Gegenüber gibt es Kerzen als Meterware. Foto: Lars Friedrich

Der Schutzpatron der Insel Korfu liegt in einem Raum der Spiridon Kirche, aufgebahrt in einem Sarg. Gegenüber gibt es Kerzen als Meterware. Foto: Lars Friedrich

Von Costa wieder in der Stadt (1/3 der ca. 113.000 Inselbewohner lebt in Korfu-Stadt) abgesetzt, erkundeten wir die Altstadt zu Fuß (ratsam: am Hauptplatz eine Pferdedroschke mieten und einen Teil der City mit Pferdestärken abfahren). Ich wusste bislang nicht, dass die Normannen bis 1267 auf der  „Smaragdinsel“ ansässig waren oder dass bis 1797 Korfu unter Verwaltung der Republik Venedig stand. Nach weiterhin wechselhafter Geschichte wurde Korfu 1807 vom russischen Zaren an Napoleon zurückgegeben und nach dem Wiener Kongress stand die Insel im ionischen Meer unter dem Protektorat Englands, bis es im Mai 1864 erneut zu Griechenland kam.

So sieht auf Korfu Gyros Pita aus. Foto: Lars Friedrich

So sieht auf Korfu Gyros Pita aus. Foto: Lars Friedrich

Ich denke, diese wechselvolle Geschichte hat zumindest Korfu-Stand baulich geprägt, so dass mir kein einheitliches Bild in Erinnerung geblieben ist, auch wenn wir viele der malerischen Gassen rund um die russisch-orthodoxe Spiridon-Kirche abgelaufen sind. Auf dem Spianada, dem größten innerstädtischen Platz des Balkans und einem der größten in Europa,  haben wir dann das griechische Nationalgericht Gyros Pita (viel zu viel für eine Person und für schlanke 7 Euro) genossen, ehe es mit dem AIDA-Shuttle (7,- €) zurück zum Hafen ging.

Mein Korfu-Fazit: „Unsere Träume sind immer schöner, wenn wir sie nicht verwirklichen.“ Das soll Sissi nach dem Umbau der Villa Brailas aus Korfu gesagt haben und dem schließe ich mich wohl an. Wie schön, dass es noch in der Nacht 190 nautische Meilen Nord-West nach Bari ging. Demnächst berichte ich auf meinem Blog über einen Bummel durch die dortige Nudelgasse und ein Gebet am Grab des Heiligen Nikolaus.

Die AIDAvita Mitte Oktober am Pier E des neuen Hafens auf Korfu. Foto: Lars Friedrich

Die AIDAvita Mitte Oktober am Pier E des neuen Hafens auf Korfu. Foto: Lars Friedrich

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