Am 31. Oktober 2016 wird in Berlin bundesweit das Reformationsjubiläum mit einem Festgottesdienst in der Marienkirche und einem anschließenden Festakt im Konzerthaus am Gendarmenmarkt eröffnet. Bereits ab dem kommenden Samstag, 29. Oktober, zeigt das Museum im Bügeleisenhaus in Hattingen die für Religionskurse ebenso wie für Kirchengruppen sicher interessante Ausstellung „#HereIstand. Martin Luther, die Reformation und die Folgen“. Mit Hilfe moderner Infografiken, gestaltet durch die Berliner Agentur Golden Section Graphics GmbH, zeigt und erklärt die Ausstellung die wichtigsten Stationen der Reformationsgeschichte und ihre Auswirkungen bis heute.
Dr. Martin Luther und Hattingen? Das ist kein abendfüllendes Thema. Zwar hat sich die Reformation ab etwa 1580 im ganzen Hattinger Land allmählich durchgesetzt (nur in Blankenstein und Niederwenigern bleiben weiterhin katholische Gemeinden bestehen) und die Abhängigkeiten zum Kloster Deutz werden nach und nach abgebaut, doch heute erinnert in unserer Stadt nur Weniges an den Reformator. Für die Sonderausstellung „Here I stand“ im Museum im Bügeleisenhaus habe ich mir mal „Luther in Hattingen“ angeschaut.
Die Martin-Luther-Straße. Durch Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 12. April 1933 wurde die 1922 so gewidmete Straße „Im Reschop“ zur Martin-Luther-Straße – gleichzeitig benannte die nationalsozialistische Stadtverwaltung die alte Bebelstraße in „Im Reschop“ um. In das Jahr der Machtergreifung 1933 fiel nämlich der 450. Geburtstag Luthers. Schon 1923 hatte Hitler beim Parteitag der NSDAP Luther zum Vorbild für sein Führerprinzip stilisiert: Der Reformator habe seinen Kampf gegen „eine Welt von Feinden“ damals ohne jede Stütze gewagt. Und in seinem Buch „Mein Kampf“ erwähnte Hitler Luther neben Friedrich dem Großen und Richard Wagner als „großen Reformatoren“.
Ab 1936 stellte die NS-Propaganda Luther gar gezielt als Wegbereiter der Judenverfolgung des Nationalsozialismus und Hitler als Vollstrecker seines Willens dar. Diese erste Luther-Straße verlief wohl ab dem Gemeindehaus über die heutige Trasse der Straße „Im Bruchfeld“. 1946 wurde die Martin-Luther-Straße dann von der Bahnhofstraße über die bisherige „Märkische Straße“ und „Verbandsstraße“ bis zur „Bruchstraße“ verlängert. 1960 dann beschlossen die Stadtverordneten, die neue Trasse der B 51 von der „Bahnhofstraße“ bis zur „Sprockhöveler Str.“ als „Martin-Luther-Straße“ zu bezeichnen. Damit fiel auch die „Wilhelmstraße“ (Abschnitt von August-Bebel-Straße bis Bruchstraße) in der bisherigen Bezeichnung weg.
Luther-Straße verdrängte Sozialdemokraten
Das Martin-Luther-Haus an der Waldstraße, seit April 1990 eines von drei Diakonie Altenheimen in Hattingen. Auch der nach dem Krieg im Jahre 1954 errichtete Vorgängerbau des heutigen Altenheims trug bereits den Namen des Reformators.
Die Martin-Luther-Kapelle in Niederstüter befindet sich an der Paaßstraße. Gebaut wurde die Kapelle ca. 1955 unter dem damaligen Pfarrer Alfred Busch. 1968 wurde sie dann als Predigtstätte eingeweiht. Bis zur Selbständigkeit 1968 gehörte die Kirchengemeinde Bredenscheid-Stüter zur Kirchengemeinde St. Georg. 2006/ 2007 wurde die evangelische Kapelle von dem Architektenteam soan umgestaltet. Dabei wurde das äußere Erscheinungsbild der weiß verputzten unscheinbaren Friedhofskapelle weitestgehend erhalten und mit einem Anbau zur Erweiterung des Aufbahrungsbereiches sowie einer neuen Einfassungsmauer ergänzt. Am Buß- und Bettag 2009 wurde im neu errichteten Gockenturm das neue Geläut offiziell eingeweiht und in Betrieb genommen. Ein Vers von Martin Luther verziert die kleine Glocke: „Dein Will gescheh, Herr Gott, zugleich,auf Erden und im Himmelreich
Die drei Martin-Luther-Fenster der evangelischen St. Georgs-Kirche wurden von Prof. Eduard Bischoff aus Gelsenkirchen entworfen und ab 1950 eingebaut. Das zweite Fenster links des Altars zeigt unten Luther im Talar mit der Hand auf die geöffnete Bibel deutend sowie oben Luther als „Junker Jörg“ auf der Eisenacher Wartburg. Das Fenster über dem seitlichen Eingang der Kirche ziert eine Lutherrose, die nach den Umrissen in etwa dem Wappen Siegelwappen von 1516 entspricht. Verändert wurde die Farbgebung – bei Luther ist der Reif golden, der Untergrund blau und das Kreuz auf dem roten herzen schwarz. Dazu kommt als Umschrift das lateinische Wort VIVIT (er lebt).
Die Martin-Luther-Rose kommt in der Kirche ein weiteres Mal auf einer der Glocken vor. Das Geläut mit vier Glocken stammt aus der Gießerei des „Bochumer Vereins“ und wurde am 1950 geweiht. Die zweitgrößte Glocke mit einem Durchmesser von 1,69 m wiegt 38 Zentner und hat als Aufschrift den Anfang des Lutherliedes „Ein feste Burg ist unser Gott“. Sinnentsprechend befindet sich auf ihr die „Lutherrose“, Luthers Wappen, eigentlich Siegel, mit dem Luther seit 1516 siegelte. Diese Glocke mit dem Ton c ist nur für das Läuten bestimmt.
Ausstellung im Bügeleisenhaus
Weitere Inormationen zur Luther- Ausstellung des Heimatvereins Hattingen/Ruhr im Museum im Bügeleisenhaus: Ausgehend von der Biographie Martin Luthers wird ein Blick in die Lebensumwelt der Menschen vor der Reformation geworfen. Darauf richtet die Schau ihren Fokus auf die reformatorische Dynamik, die sich nach Luthers Veröffentlichung der 95 Thesen entspann. Sie behandelt zentrale Fragen der Reformationsgeschichte. Was war das Neue an Luthers Theologie? Was geschah in Wittenberg 1517? Wie verbreitete sich die neue Lehre? Die Zeit zwischen 1520 und 1530 war eine Zeit des Umbruchs, auch für die Geschlechterrollen. Dass auch Frauen in der Reformation ihre Rolle spielten, wird heute oft vergessen.